Deutsche Übersetzung

Erklärung der UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in den besetzten palästinensischen Gebieten, Lynn Hastings, zu den Feindseligkeiten zwischen bewaffneten palästinensischen Gruppen im Gazastreifen und Israel

Am 7. Oktober drangen bewaffnete palästinensische Gruppen in Israel ein, töteten und nahmen Hunderte von israelischen Zivilisten und Angehörigen der israelischen Streitkräfte gefangen und feuerten wahllos Tausende von Raketen auf Israel ab.

Am 8. Oktober erklärte die israelische Regierung den Krieg und flog in den letzten drei Tagen intensive Luftangriffe auf den dicht besiedelten Gazastreifen.  Hunderte von Palästinensern wurden getötet und über zweitausend verletzt. Das Ausmaß der anhaltenden Feindseligkeiten hat zu schwerwiegenden humanitären Folgen geführt. Häuser, Schulen, medizinische Einrichtungen und andere Infrastrukturen wurden beschädigt und zerstört.

Im Gazastreifen wurden mindestens 200.000 der 2,2 Millionen Einwohner vertrieben, nachdem sie aus Angst um ihr Leben geflohen waren oder ihre Häuser durch Luftangriffe zerstört worden waren. Die meisten von ihnen sind in UNRWA-Schulen untergebracht, von denen mindestens zwei bereits durch Luftangriffe in dem Gebiet beschädigt wurden. Es wird erwartet, dass die Zahl der von den Feindseligkeiten Betroffenen noch zunehmen wird.

Die israelischen Behörden haben die Wasserversorgung des Gazastreifens unterbrochen, wodurch die ohnehin schon knappe Verfügbarkeit von Trinkwasser weiter reduziert wird. Im Einklang mit der von der israelischen Regierung verhängten vollständigen Belagerung des Gazastreifens wurde auch der Zugang zu Strom, Lebensmitteln und Treibstoff unterbrochen, was die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage noch verschlimmert.  Die Palästinenser in Gaza haben nur noch 3-4 Stunden pro Tag Strom. Dies behindert die Arbeit der Gesundheitseinrichtungen und die Behandlung von Verletzten.

Die Vereinten Nationen und ihre humanitären Partner in den besetzten palästinensischen Gebieten bemühen sich, den akuten Bedarf, insbesondere an Unterkünften, unter gefährlichen Umständen zu decken. Der Zugang für humanitäre Helfer und Hilfsgüter in den Gazastreifen wurde jedoch ebenfalls beschnitten, und die Intensität der Feindseligkeiten schränkt die Möglichkeiten der Mitarbeiter ein, Hilfe zu leisten.

Da die Sicherheitslage und die humanitäre Situation weiter eskalieren, müssen alle Parteien ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht nachkommen.

Alle militärischen und bewaffneten Gruppen müssen sich bei ihren Operationen an die Grundsätze der Unterscheidung, der Verhältnismäßigkeit und der Vorsicht halten.

Zivilisten, insbesondere Kinder, medizinische Einrichtungen, humanitäres Personal und Journalisten müssen geschützt werden.

Gefangene Zivilisten müssen unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden.

Alle gefangenen oder inhaftierten Personen, einschließlich der Kämpfer, müssen human und mit Würde behandelt werden.

Alle relevanten Akteure müssen es humanitären Teams und Gütern ermöglichen, die hunderttausenden von Menschen in Not sofort und sicher zu erreichen.